Der 45-Jährige wird in Zukunft in den Justizvollzugsanstalten Rockenberg und Limburg als Seelsorger tätig sein. Die beiden halben Pfarrstellen waren seine ersten nach der Ordination. „Besonders in Erinnerung bleiben wird mir aus meiner Zeit in Schneidhain und Eddersheim das wundervolle Miteinander mit den Menschen jeweils vor Ort. Im Rahmen der Gottesdienste und Begegnungen wie bei Taufen, Trauungen oder Beerdigungen. Aber auch bei anderen besonderen Feierlichkeiten. Diese Vielfalt durch die beiden unterschiedlichen Kirchengemeinden doppelt zu erleben war wunderbar“, erzählt Winzler.
Im Gedächtnis bleiben werde ihm sicherlich auch der Ausbruch der Corona-Pandemie. „Ein Jahr nach meinem Dienstantritt ging es los. Da mussten wir in der Gemeindeleitung überlegen, wie es weitergeht, und haben das uns mögliche getan, um mit den Menschen weiter in Kontakt zu treten. Zum Beispiel haben wir in Schneidhain die Kirche tagsüber geöffnet und ein Gästebuch ausgelegt. Ich habe »Predigten-to-go« angeboten und an Ostern Forsythienzweige mit Losungen auf Zetteln. Das hat Menschen ermutigt. Als wieder Gottesdienste erlaubt waren, haben wir sie angeboten, wo wir konnten“, berichtet Winzler. „In beiden Kirchenvorständen haben wir an einem Strang gezogen und durch das unermüdliche Engagement der Ehrenamtlichen sind wir gut durch diese herausfordernde Zeit gekommen“, betont er. Ein prägendes Ereignis in den Jahren als Gemeindepfarrer sei natürlich auch die Geburt seines ersten Kindes gewesen. „Der errechnete Termin fiel mitten in die Weihnachtsfeiertage. Ich musste also die Gottesdienste inklusive Plan B vorbereiten – glücklicher Weise mithilfe eines Lektoren. Aber letztlich hat mein Sohn sich dann doch noch bis Anfang Januar Zeit gelassen“, so Winzler. Darüber hinaus war der Kontakt zur Dorfjugend bei der jährlichen Kerb in Schneidhain ein besonderes Highlight für ihn. „Der Eröffnungsgottesdienst bedeutet ihnen sehr viel und alle haben mitgewirkt. Vorher haben wir bei einem Bier besprochen, was ihnen dabei wichtig ist“, berichtet Winzler.
Besondere Freude gemacht habe ihm auch der Religionsunterricht am beruflichen Gymnasium der Brühlwiesenschule in Hofheim und die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden. Aufgrund der zwei Gemeinden musste das gut organisiert sein. „In Eddersheim haben wir den Konfirmandenunterricht mit der Matthäusgemeinde Okriftel zusammengelegt. Auf diese Weise war ich dort alle zwei Wochen im Wechsel mit Pfarrerin Möller dran und in Schneidhain dann ebenso alle zwei Wochen. Aber es waren dann eben zwei Freizeiten, die ich begleitet habe. Das war zwar anstrengend, aber hat auch einfach Spaß gemacht“, erzählt Winzler. Durch das eigene Kind ganz anders wahrgenommen habe er zudem den ehrenamtlich organisierten „Miniclub“ in Schneidhain für Eltern mit Kindern bis drei Jahren. „Es ist wichtig, eine solche Plattform für Begegnung zu ermöglichen. Wir sind selbst gerne dort hingegangen und haben ganz neue Kontakte geknüpft“, berichtet er. Den Spagat zwischen zwei Einsatzorten wird er auch zukünftig haben. In den Kirchengemeinden sei der entsprechende Rückhalt der beiden Kirchenvorstände sehr wichtig für ihn gewesen. Und natürlich das sehr gute Miteinander zwischen ihm und den beiden Gemeindesekretärinnen. „Man kann nicht allem gerecht werden. Für das Einfinden in den Dienst hat mir besonders auch die Unterstützung des Dekans geholfen, wie zum Beispiel die regelmäßigen Treffen mit den Jungpfarrern, erklärt Winzler.
Für die Gefängnisseelsorge habe er sich schon immer interessiert, nach mehr als sechs Jahren im Gemeindedienst habe sich nun die Möglichkeit dafür ergeben. „Die Menschen dort brauchen unabhängig von ihren Taten viel Trost und Verständnis. Und ich verspüre den Wunsch, ihnen das geben zu wollen, wenn möglich“, betont er. „Zusammen mit meinen ökumenischen Kollegen der Gefängnisseelsorge haben sie Ansprechpartner, die an das Seelsorge- und Beichtgeheimnis gebunden sind. Das schafft eine vertrauliche Basis für Gespräche“, ergänzt Winzler.
Ab 1. Juni wird der junge Pfarrer Léandre Chevallier seinen Dienst in Schneidhain beginnen. Pfarrerin Anne Möller übernimmt den Dienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Eddersheim.